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Mediation versus Moderation: Was ist der Unterschied?

Bianca Brünig • März 01, 2022

Mediation versus Moderation: Was ist der Unterschied?

In meinen Beratungen erlebe ich häufig, dass der Unterschied zwischen Mediations- und Moderationsanalysen nicht immer eindeutig ist. Beides sind Sonderformen der multiplen Regressionsanalyse, welche neben der unabhängigen und abhängigen Variable noch eine dritte Variable in das Modell integrieren.
Aber starten wir von vorn. Regressionsanalysen untersuchen, inwiefern eine unabhängige Variable (UV, auch Prädiktor genannt) eine abhängige Variable (AV, auch Kriterium genannt) beeinflusst. Nehmen wir ein einfaches Beispiel. Wir vermuten, dass die Zeit, welche Personen täglich vor dem Fernseher verbringen vom Alter abhängt. Die tägliche Fernsehdauer ist somit die abhängige Variable, welche wir mit Hilfe des Alters erklären wollen. Schematisch lässt sich das Ganze so darstellen:


Mediation

Wir gehen davon aus, dass wir eine Beziehung gefunden haben und ältere Menschen mehr Zeit vor dem Fernseher verbringen als jüngere (Diese Annahme ist etwas simplifiziert, aber soll an dieser Stelle genügen). Nun interessieren wir uns dafür, warum Alter mit Fernsehdauer in einer Beziehung steht. Eine Vermutung ist, dass ältere Menschen nicht mehr berufstätig sind und somit mehr Zeit zur Verfügung haben, welche sie entsprechend auch häufiger vor dem Fernseher verbringen können. Diese Annahme impliziert Folgendes: Alter (UV) steht in einer Beziehung zum Berufsstatus, welcher wiederum in einer Beziehung zur Fernsehdauer steht. Der Berufsstatus ist der Beziehung zwischen Alter und Fernsehdauer also zwischengeschaltet und stellt einen Mediator dar. Ein Mediator ist eine erklärende Variable, welche eine Beziehung zu beiden Variablen (UV und AV) in deinem Modell aufweist. Mediationsanalysen werden auch als indirekte Beziehungen bezeichnet. Wir schauen uns an, was dies in unserem Modell bedeutet:

Bei der Mediationsanalyse lassen sich teilweise und vollständige Mediationen beobachten. Bei einer vollständigen Mediation verschwindet der direkte Einfluss der unabhängigen auf die abhängige Variable, sobald der Mediator in das Modell integriert wird. In unserem Beispiel würde dies bedeuten, dass Alter und Fernsehdauer keine Beziehung mehr aufweisen, sobald Berufsstatus als Mediator integriert ist. Bei einer teilweisen Mediation gibt es sowohl eine direkte Beziehung zwischen UV und AV, also auch eine indirekte Beziehung über den Mediator. Das Alter würde also direkt auf die Fernsehdauer wirken, als auch indirekt über den Berufsstatus.




Moderation

Eine Moderationsanalyse geht der Frage nach, welche Variable die Beziehung zwischen der unabhängigen und abhängigen Variable verstärkt oder abschwächt. Eine Moderatorvariable steht somit nicht in direkter Beziehung zur unabhängigen und abhängigen Variable, sondern wirkt auf die Beziehung zwischen den beiden. Das heißt, dass sich die gefundene Beziehung zwischen UV und AV ändert, wenn ein Moderator in das Modell integriert wird. Übertragen auf unser Beispiel können wir dies durch folgende Vermutung ausdrücken: Im Alter variiert die Mobilität stark, je nachdem, wie fit man ist. Wenn man nicht mehr mobil ist, kann man das Haus nicht mehr so häufig verlassen und setzt sich eher vor den Fernseher. Es kann somit vermutet werden, dass die Beziehung zwischen Alter und Fernsehdauer stärker wird, wenn zusätzlich auch die Mobilität stark eingeschränkt ist. Entsprechend wäre im Umkehrschluss zu vermuten, dass die Beziehung schwächer wird, wenn die Mobilität nicht eingeschränkt ist und somit andere, alternative Freizeitoptionen zur Verfügung stehen. Auch dies betrachten wir in unserem Modell:



Zusammenfassung

Zusammenfassend ist ein Mediator somit eine intervenierende Variable, welche mit sowohl der unabhängigen als auch der abhängigen Variable eine Beziehung aufweist. Der Moderator hingegen beeinflusst nicht die Variablen selbst, sondern lediglich die Beziehung zwischen UV und AV. Nicht immer lässt sich eindeutig herausarbeiten, ob eine Variable als Moderator oder Mediator fungiert. Teilweise lassen sich auch auf Basis theoretischer Erkenntnisse beide Versionen vermuten.




Nice to know

Du kannst mit SPSS sowohl eine Moderations- als auch eine Mediationsanalyse untersuchen. Dafür stehen dir verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.

Bei einer Mediation:

(1)   Einzelne Regressionsanalysen berechnen und jeden Pfad einzeln testen. Dieser Ansatz beruht auf Baron & Kenny (1986).

(2)   Mit Hilfe des SPSS Makros Process eine Mediation berechnen. Dazu empfehle ich das Buch von Hayes (2017).

(3)   Bei komplexeren Modellen solltest du auch über ein Strukturgleichungsmodell nachdenken.

 

Bei einer Moderation:

(1)   Einzelne Regressionsanalysen berechnen und den Moderator in einem blockweisen Regressionsmodell in einem zweiten Schritt aufnehmen. Der Moderator (= Interaktion) errechnet sich dabei aus dem Produkt deiner unabhängigen Variable und deiner Moderatorvariable. Siehe hierzu auch Baron & Kenny (1986) sowie Frazier et al. (2004).

(2)   Mit Hilfe des SPSS Makros Process eine Moderation berechnen. Dazu empfehle ich das Buch von Hayes (2017).

(3)   Bei komplexeren Modellen solltest du auch über ein Strukturgleichungsmodell nachdenken.



Literatur

Baron, R. M. & Kenny, D. A. (1986). The Moderator-Mediator Variable Distinction in Social Psychological Research: Conceptual, Strategic, and Statistical Considerations. Journal of Personality and Social Psychology 51(6), 1173 – 1182.


Frazier, P. A., Tix, A. P. & Barron, K. E. (2004). Testing Moderator and Mediator Effects in Counseling Psychology Research. Journal of Counseling Psychology 51(1), 115 – 134.


Hayes, A. F. (2017). Introduction to Mediation, Moderation, and Conditional Process Analysis, Second Edition: A Regression-Based Approach. New York & London: Guilford Press.


von Bianca Brünig 19 Juni, 2023
Wer kennt sie nicht, die wenig anschaulichen Tabellen von SPSS..... Die meisten Universitäten erlauben nicht, dass du Tabellen 1 zu 1 aus SPSS übernimmst. Vielmehr fordern viele Institutionen, dass du dich am APA Standard für Tabellenformatierung orientierst. Da dies viele Studierende bereits vor die erste Herausforderung stellt, möchte ic h dir heute im Rahmen eines kleinen Video-Tutorials zeigen, wie du deine Tabellen mit SPSS und Excel verschönern kannst.
von Bianca Brünig 14 Apr., 2022
Vielleicht standest du auch schon vor der Herausforderung, wie du mehrere Variablen in einer Grafik veranschaulichen kannst, die alle das gleiche Antwortschema aufweisen. Häufig haben wir mehrere Fragen, welche mit einer Likert-Skala von 1 (stimme überhaupt nicht zu) bis 5 (stimme voll und ganz zu) beantwortet wurden. Diese möchtest du in einer Grafik darstellen, ohne für jedes Item einzeln eine grafische Darstellung zu wählen. Dies ist über das Grafikmenü schwierig. Deshalb möchte ich dir hier einen alternativen Weg vorstellen. Schritt 1: Wichtig für die Erstellung eines solchen Diagramms ist es, dass die Variablen, die du darstellen möchtest, alle die gleichen Antwortmöglichkeiten haben. Du gehst im SPSS Menü auf Analysieren -> Tabellen -> Benutzerdefinierte Tabellen
von Bianca Brünig 31 März, 2022
Vielleicht ist dir auch schon aufgefallen, dass SPSS bei einigen komplexeren Analysen leicht an seine Grenzen kommt. Wenn du trotzdem gern mit dem Programm arbeitest und nicht zu beispielsweise R oder Stata wechseln möchtest, dann könnten Erweiterungen oder Makros eine Option sein. Eines der bekanntesten SPSS Makros ist PROCESS von Hayes. Mit diesem Makro kannst du Mediations- und Moderationsmodelle testen. Dabei bietet PROCESS den Vorteil, dass du nicht mehrere Gleichungen schätzen musst, sondern alles in einem Modell berechnen kannst. Über externe R oder Python Codes lässt sich die Funktionalität von SPSS zusätzlich erweitern. Auch wenn der Rahmen hier nicht ausreicht, um alle möglichen Funktionen vorzustellen, möchte ich dir an dieser Stelle zumindest eine kleine Übersicht bieten, welche Funktionen sich in Form von Erweiterungsbundles in das SPSS Klickmenü integrieren lassen. Integrieren lassen sich diese erweiterten Funktionen ab SPSS Version 24 über Erweiterungen -> Erweiterungshub. Hier wird dir eine Liste mit allen verfügbaren Funktionen angezeigt, eine kurze Beschreibung sowie, ob dein System die Voraussetzungen zur Installation erfüllt. Im folgenden Bild kannst du beispielsweise sehen, dass die Voraussetzungen zur Installation der KRR Erweiterung nicht gegeben sind, PLS aber problemlos integriert werden könnte.
von Bianca Brünig 13 März, 2022
Bevor ihr in eurer Arbeit die Auswertung schreibt, solltet ihr euer methodisches Vorgehen im Rahmen eines Methodenkapitels vorstellen. Häufig gibt es hier Unsicherheiten, wie dieses aufgebaut werden kann und welche Inhalte in dieses Kapitel gehören. An dieser Stelle möchte ich meine Erfahrungen mit euch teilen. Generell sei aber angemerkt, dass es von Uni zu Uni und von Betreuer/in zu Betreuer/in durchaus unterschiedliche Vorstellungen gibt. Insofern wäre meine erste Empfehlung, an eurer Uni nach Vorlagen zu suchen oder euren Betreuer/in anzusprechen. Solltet ihr keine Hilfestellung erhalten, empfehle ich wie folgt vorzugehen. 1. Beschreibung der Datenerhebung Der erste Schritt sollte darin bestehen, aufzuzeigen, wie ihr eure Daten sammelt bzw. gesammelt habt. Dieses Unterkapitel kann von einer Diskussion (1) des quantitativen versus qualitativen Ansatzes reichen über (2) eine Diskussion über die genaue Erhebungsmethodik (online versus persönlich versus telefonisch…) bis hin zum (3) genauen Vorgehen. Während ihr für Punkt 1 und 2 auf Literatur und Referenzen zurückgreifen könnt, stellt das genaue Vorgehen meist eine individuelle Beschreibung dar. Bei dieser könnt ihr folgende Gesichtspunkte beschreiben: - Welches ist die Grundgesamtheit? - Wie habt ihr Kontakt zu den Teilnehmer/innen aufgenommen? - In welchem Zeitraum wurde die Studie durchgeführt? - Gab es einen Pretest? - Ggf. wie viele Personen wurden kontaktiert? - Wie war der Fragebogen aufgebaut? - Gab es ein Anschreiben oder weitere Informationen? - Bei Experimenten: Wie war der Versuchsaufbau? - Wie lange haben die Teilnehmer/innen im Durchschnitt für die Bearbeitung benötigt? Je nachdem, wie lang eure Arbeit wird, könnt ihr diese Themenbereiche ausführlicher oder kürzer diskutieren. Auch bietet es sich bei längeren Arbeiten an, die Datenerhebung in mehrere Unterkapitel zu unterteilen. 2. Stichprobe Nachdem ihr beschrieben habt, wie ihr zu den Daten gekommen seid, solltet ihr eure Stichprobe genauer vorstellen. Die Stichprobe bilden die Personen, die tatsächlich an eurer Umfrage teilgenommen haben. Es sind also nicht diejenigen gemeint, die ihr kontaktiert habt, denn von denen haben wahrscheinlich nicht alle tatsächlich euren Fragebogen bearbeitet. Die Stichprobe könnt ihr beschreiben, indem ihr zuerst darauf eingeht, wie viele Personen die Umfrage (1) bearbeitet haben, (2) wie viele von diesen die Umfrage auch abgeschlossen haben und (3) wie viele die Umfrage vollständig ausgefüllt haben. Bei manchen Umfragetools werden diese Selektionskriterien direkt angewendet, so dass ihr einen Datensatz herunterladet, in welchem nur vollständig ausgefüllte Fälle enthalten sind. Bei anderen müsst ihr selbst diese Selektion durchführen. Danach könnt ihr näher darauf eingehen, wie eure Stichprobe zusammengesetzt ist. Hierfür eignen sich in der Regel sozio-demografische Angaben wie Alter und Geschlecht. Je nach Themenbereich können aber auch weitere Kennwerte zur Beschreibung herangezogen werden. Diese Beschreibung ermöglicht es dem Leser einzuordnen, inwiefern eine ausgeglichene oder repräsentative Stichprobe vorliegt. An dieser Stelle können auch erste Grafiken oder Tabellen in die Beschreibung einfließen. 3. Operationalisierung Die Operationalisierung beschreibt den Prozess, wie ihr von den Konzepten eurer Hypothese(n) zu konkreten Variablen für die Auswertung gelangt. Bei manchen Variablen, wie z.B. dem Geschlecht oder dem Alter kann dies unkompliziert sein, da ihr die Daten direkt so erhoben habt, wie ihr sie für die Auswertung benötigt. Hier solltet ihr dann nur die Fragestellung und Antwortoptionen erwähnen. Häufig ist es aber ein aufwändigerer Prozess, bei welchem Umkodierungen durchgeführt werden oder Variablen zusammengefügt werden. Dies solltet ihr in diesem Unterkapitel beschreiben. Dafür könnt ihr auf (1) Umkodierungen, (2) das Zusammenfügen oder (3) Berechnen von neuen Variablen eingehen. Typischerweise wird hier für Skalen beispielsweise die Reliabilitäts- und Validitätsprüfung vorgestellt sowie der Wertebereich der neu entstandenen Skala vorgestellt. Persönlich schließe ich die Operationalisierung gern mit einer Tabelle ab, welche die Wertebereiche der benötigten Variablen inkl. Häufigkeiten oder Mittelwerten mit Standardabweichungen darstellt. Dies ist auch in vielen Publikationen eine gängige Praxis. 4. Auswertungsmethodik In diesem Unterkapitel könnt ihr nun vorstellen, wie ihr zur Auswertung eurer Daten vorgehen werdet (und warum). Es können also sowohl deskriptive als auch inferenzstatistische Methoden vorgestellt werden. Dabei solltet ihr nur auf Methoden eingehen, die ihr auch tatsächlich anwendet. Diese können mit zentralen Kennwerten und Schwellenwerten beschrieben werden. Ab welchem Wert liegt beispielsweise ein schwacher oder starker Zusammenhang vor? Welche Maßzahl kann zur Bewertung des Zusammenhangs herangezogen werden? In einem Satz solltet ihr zudem erwähnen, welches Signifikanzniveau ihr ansetzt und mit welchem Programm ihr die Analysen durchführt.
von Bianca Brünig 25 Feb., 2022
Bei der Regressionsanalyse ist unser Ziel eine Gerade zu schätzen, welche den Zusammenhang zweier Variablen (bei einer multiplen Regression auch den Zusammenhang mehrerer Variablen) möglichst gut erfassen kann. Nehmen wir mal an, wir haben aus der Theorie folgende Hypothese ableiten können: Je älter man ist, desto mehr Stress erlebt man. Die unabhängige Variable stellt hier das Alter dar, die abhängige Variable ist der erlebte Stress. Beide Variablen sind metrisch skaliert. Die Beziehung der beiden Variablen lässt sich grafisch gut anhand einer Punktewolke darstellen:
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